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Kutzers Zwischenruf: Wahl abhaken und auf gute Konjunktur setzen

Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”

Kutzers Zwischenruf:
Wahl abhaken und auf gute Konjunktur setzen

Noch eine Prognose gefällig? Ich wette (mit mir), dass sich die Union eher selbst zerfleischt, statt sich wieder zu festigen. Als Bündnis herauskommen wird voraussichtlich die Ampel aus SPD, FDP und Grüne. Es gibt wirklich Schlimmeres. Aber haken wir die Bundestagswahl erst mal ab – die Börse ist auch ohnedies spannend. Allein die Diskussion über die Geldpolitik der großen Notenbanken sorgt je nach Nachrichtenlage für ständiges Auf und Ab der Kurse von Anleihen und Aktien.

Die Meldung des Vormittags kam von der Nürnberger GfK: Konsumklima fast wieder auf Vorkrisenniveau – Verbraucherstimmung steigt im September deutlich. Sowohl Konjunktur- und Einkommenserwartung wie auch die Anschaffungsneigung steigen an. Zur Erholung des Konsumklimas tragen aktuell die steigende Einkommensaussichten und Konsumneigung sowie eine sinkende Sparneigung bei. Der Optimismus bei den Konsumenten steigt wegen der Hoffnung, dass die vierte Corona-Welle weniger ausgeprägt sein wird als von vielen befürchtet. Deshalb sehen viele Verbraucher wieder Spielraum für weitere Lockerungen der Beschränkungen. Aber Vorsicht! Auch wenn das Konsumklima fast wieder sein Vorkrisenniveau erreicht hat, bleibt abzuwarten, ob von einer grundlegenden Trendwende gesprochen werden kann. Behalten Sie die Infektionszahlen weiter im Auge, geschätzte Anleger. Denn Corona überschattet nach wie vor alle Entwicklungen.

Überhaupt sind die Konjunkturindikatoren unterm Strich gar nicht so übel. Der kürzlich veröffentlichte Einkaufsmanagerindex Europas fiel mit 56,1 schlechter aus als erwartet, bescheinigt aber weiterhin eine prosperierende Wirtschaft. Diese wird belastet durch Lieferengpässe, Inflation und die Pandemie. Zusätzliche auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hindeutende Anzeichen aus den USA und China dürften zur Seitwärtsbewegung des Dax im dritten Quartal beigetragen haben. Interessant, was dazu die Deutsche Bank  schreibt: Beinahe ein Viertel aller Umsätze erzielen die Unternehmen des alten Dax 30 jeweils in den USA und im europäischen Umland, weitere 10 Prozent werden in China beigesteuert. Wenngleich die rasche Erholung des Dax  ohne solide globale Wachstumsaussichten kaum möglich gewesen wäre, bergen die Diskussionen um die US-Schuldenobergrenze sowie die Gefahr einer sich weiter eintrübenden chinesischen Konjunktur Rückschlagspotenzial. Bei einem KGV von 15 auf Basis der erwarteten Gewinne der kommenden zwölf Monate würde ein erneuter Rücksetzer des Index gute Einstiegsmöglichkeiten bieten, um vom weiteren weltweiten Aufschwung zu profitieren.

Die US-Notenbank hat kürzlich eine baldige Entscheidung zur Reduzierung ihrer Anleihekäufe angekündigt. Mit dem absehbaren Ende der Ankaufprogramme wäre der Weg für Zinserhöhungen in weiteren Industrieländern im kommenden Jahr frei. Der Wind am Anleihemarkt wird rauer. Chancen am Aktienmarkt sieht Deutsche-Bank-Chefstratege Ulrich Stephan bei einem steigenden Zinsniveau vor allem für Finanzwerte und andere zyklische Sektoren wie Industrie, Energie und Grundstoffe.

Mit anderen Worten: Es gibt momentan keine brennenden Sorgen für Aktienfans. Schwächere Tage oder Phasen bieten also günstige Gelegenheiten, seine Bestände weiter aufzustocken.