Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”
Kutzers Zwischenruf: Mutige Anleger verdrängen ihre Sorgen
Der Weltwirtschaft geht’s gut. Anlage suchendes Kapital ist ohne Ende vorhanden. Aktien sind konkurrenzlos. Diese drei Feststellungen können sich die Börsen-Bullen auf ihre Fahnen schreiben. Denn davon werden die zunehmenden Sorgen aktuell (und vermutlich auf absehbare Zukunft) verdrängt, die von Ökonomen, Analysten und Medien täglich diskutiert werden. Die führenden Aktienmärkte reagieren kaum, bleiben konditionsstark in Gipfelnähe. Nein, die Probleme bei uns und weltweit können nicht ignoriert werden. Aber auf der Waage der Börsianer – insbesondere der institutionellen Großanleger – haben die Belastungen oft ein anderes Gewicht als für die die breite Öffentlichkeit.
Meine erste These ist unbestritten, vor allem unter Berücksichtigung der dramatischen globalen Entwicklungen seit Anfang 2020. Auch wenn die Rohstoff- und Lieferkettenprobleme den Unternehmen in vielen Branchen gehörige Schwierigkeiten bereiten, wird die konjunkturelle Erholung doch nur gebremst. Letzten Endes fordern sie die Unternehmen und ihre Resilienz heraus. Die Versorgungsnöte sind vorübergehend. Geduld ist also angesagt.
Dass Liquidität und Zinsentwicklung die entscheidenden Motoren für die Aktienanlage sind, ist Kapitalanlegern seit langem bewusst geworden. Dank sei (durch diese Brille betrachtet) den Notenbanken mit ihrer konsequenten, dauerhaften Null-Zins-Politik. Daran wird sich prinzipiell auch nichts ändern, obwohl Fed und EZB kleinere Modifizierungen inzwischen in Aussicht gestellt haben. Dass sich daran nichts Entscheidendes ändert, hängt auch von der Konjunktur- und Inflationsentwicklung ab. Hier dominiert zu Recht, wie ich glaube, die Zuversicht, dass der deutliche Anstieg der Verbraucherpreise in jüngster Zeit ein vorübergehendes Phänomen bleiben wird.
Dass Liquidität und Zinsentwicklung die entscheidenden Motoren für die Aktienanlage sind, ist Kapitalanlegern seit langem bewusst geworden. Dank sei (durch diese Brille betrachtet) den Notenbanken mit ihrer konsequenten, dauerhaften Null-Zins-Politik. Daran wird sich prinzipiell auch nichts ändern, obwohl Fed und EZB kleinere Modifizierungen inzwischen in Aussicht gestellt haben. Dass sich daran nichts Entscheidendes ändert, hängt auch von der Konjunktur- und Inflationsentwicklung ab. Hier dominiert zu Recht, wie ich glaube, die Zuversicht, dass der deutliche Anstieg der Verbraucherpreise in jüngster Zeit ein vorübergehendes Phänomen bleiben wird.
Meine dritte These wird ebenfalls von den meisten Strategen geteilt. Umgekehrt gefragt: Von welchen Anlagemärkten sollte in den nächsten Monaten / Jahren ernste Konkurrenz für die Aktie als Kernanlage eines Portfolios ausgehen? Schließlich wissen wir aus dem historischen Rückblick, dass Aktien Wertsteigerungen von durchschnittlich irgendwo zwischen 6 und 9 Prozent p.a. (je nach Berechnung und Index) bescheren. Und das einschließlich Schwächephasen und tiefen Börsencrashs. Doch geht es bei der Favorisierung solcher Unternehmensbeteiligungen nicht allein um Kursgewinne. Nicht zu vernachlässigen sind unter anderem auch die Vorzüge von Börsennotierung, Dividenden und Fungibilität. Dazu kommen die schier grenzenlosen Möglichkeiten der Chancen-Risiko-Streuung über den ganzen Globus hinweg.
Fazit: Streichen Sie, geschätzte Anleger, die lebhaft diskutierten Themen wie Geldpolitik der Zentralbanken, Inflation, Konjunktur und Bundestagswahl von Ihrer Problemliste! Welche Farben die kommende Koalition auch haben wird – die Börse dürfte nicht nachhaltig reagieren. Denn erst nach der Wahl wird sich zeigen, ob, was, wann politisch auch aktienkursrelevant geändert wird. Beispiel: die künftige Steuerpolitik! Für mich bleibt Corona mit der vierten Pandemie-Welle das wirklich gefährlichste und unberechenbarste Problem – für uns alle, deshalb auch für die Börsenentwicklung!