Aktien zu teuer?
Gastkommentar von Raimund Brichta
Ich weiß noch, wie vehement ich am Jahresanfang dafür argumentieren musste, dass Aktien zu diesem Zeitpunkt nicht zu teuer waren. Das waren sie damals mit Sicherheit nicht, obwohl die wichtigsten Börsenbarometer auf Höchstständen notierten. Meine damaligen Kritiker müssten sich
nun eigentlich in Scharen zu Wort melden. Denn inzwischen sind Aktien noch teurer geworden, obwohl die Indizes ungefähr auf gleicher Höhe notieren wie zum Jahresanfang. Der Grund ist klar: Die
Gewinne und die Gewinnerwartungen wurden von Corona deutlich zurechtgestutzt.
Hier eine aktuelle Übersicht der damaligen und der heutigen Markt-KGVs:
Wenn Aktien also schon damals zu teuer gewesen sein sollen, was sind sie dann jetzt? Besonders der US-Nebenwerte-Index Russel 2000 sieht mit einem KGV von 97 (!) inzwischen maßlos überteuert aus.
Das mag daran liegen, dass kleinere Firmen unter Corona besonders zu leiden haben, sich dies in den Kursen aber nicht widerspiegelt. Doch auch DAX, DOW und Co sind inzwischen alles andere als günstig.
Warum das so ist, ist auch klar. Über den Einfluss der Billionen-Geldschwemme durch Notenbanken und Regierungen haben wir schließlich ausgiebig diskutiert. Und für mich steht fest, dass dies so
weiter geht.
Das heißt: Die KGVs werden im Laufe der nächsten Jahre in der Tendenz weiter steigen. Ich rechne sogar damit, dass sie am Ende des Zyklus deutlich höher stehen werden als am Ende des letzten Zyklus zur Jahrtausendwende. Damals war das DAX-KGV bei 30.
Selbstverständlich meine ich damit nur den langfristigen Trend. Zwischendurch können die Aktienkurse (und damit auch die KGVs) durchaus heftig nach unten korrigieren. Und eine solche Korrektur scheint mir noch im Laufe dieses Halbjahres angebracht.