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ETFs sind gut, aber nicht der heilige Gral – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Passive Indexfonds erfreuen sich großer Beliebtheit; dabei hat gerade der so beliebte MSCI World Schwächen in Sachen Risikostreuung. Und: Aktive Fonds sind besser als ihr Ruf.

ETFs (“Exchange traded Funds”) sind auf dem Vormarsch. Seitdem die ersten börsengehandelten Fonds in den neunziger Jahren gelistet wurden, haben sie einen unglaublichen Zustrom erfahren. Mittlerweile sind 13 Billionen Dollar in ETFs investiert. Aktive Fonds hingegen verlieren in der Gesamtheit betrachtet Mittel.

Um jedem Missverständnis vorzubeugen: ETFs als Instrument, sofern sie Indizes physisch replizieren (siehe Infobox unten), sind ein sehr effizienter und sicherer Weg, in ganze Märkte oder auch Branchen zu investieren.

Physische Replikation nennt man es, wenn Indexfonds den zugrunde liegenden Index (zum Beispiel den Dax) nachbilden, indem sie die darin enthaltenen Wertpapiere eins zu eins enthalten. Im Beispiel des Dax also alle 40 Werte entsprechend ihrer Indexgewichtung. Andere Methoden um Indizes nachzubilden ist das Sampling, bei dem nur eine Auswahl der Wertpapiere des Index gekauft wird – im Dax zum Beispiel die 20 größten Werte. Außerdem gibt es noch die synthetische Replikation, bei der Indexfonds Finanz-Tauschgeschäfte (“Swaps”) einsetzen, um die Wertentwicklung abzubilden und nicht die Wertpapiere des Index kaufen.

Doch für manche ist „aktiv gemanagt oder ETF“ mittlerweile zu einer Glaubensfrage geworden. Dadurch sind Mythen und Fehlglauben entstanden, die in die Irre führen. Es begegnen mir von Anlegern Sätze wie: „Ich lege mein Geld sicher an, ich investiere in den MSCI World-ETF. Da bin ich breit gestreut und der bringt im Durchschnitt so sieben Prozent pro Jahr.“

Das mit den sieben Prozent könnte auch in Zukunft klappen. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass gerade diejenigen, die zuletzt zumeist über Neo-Broker in ETFs investiert haben, ein Gefühl dafür besitzen, wie es ist, wenn ihr Kapital zwischendurch mal um über 30 Prozent sinkt. So geschehen zuletzt in der Corona-Krise.

Der MSCI-World hat USA-Schlagseite
Und wie weit her ist es nun mit der breiten Risikostreuung? Das ist im in Deutschland so beliebten MSCI World mit seinen 1.410 Positionen mittlerweile mitnichten der Fall. 72 Prozent des Kapitals sind in den USA investiert. Das bedeutet auch ein Währungsrisiko von 72 Prozent. Sollte der Dollar um zehn Prozent abwerten, wird das aus Sicht eines europäischen Anlegers schmerzhafte Verluste bringen.

Doch nicht nur der US-Anteil erscheint für ein ausgewogenes Portfolio zu groß. Von den zehn größten Aktien im MSCI World – alles US-Werte – sind neun Technologieaktien; wobei Alphabet mit beiden Aktiengattungen – A und C – auftaucht (siehe unten; auf Platz elf liegt die US-Bank JP Morgan). Diese neun Unternehmen beziehungsweise zehn Aktien allein machen 23,5 Prozent des Index-Gewichts aus. Es sind alles bekanntermaßen gute Unternehmen, die mittlerweile aber eben auch anspruchsvolle Bewertungen haben.

Das Hauptargument der ETF-Fans lautet: „Aktive Fonds sind teurer und die überwiegende Mehrheit schlägt den Index nicht.“ Auf den ersten Blick trifft das Argument zu, denn es stimmt, dass rund 80 Prozent der globalen, aktiv gemanagten Fonds ihren Vergleichsindex in den vergangenen Jahren nicht geschlagen haben.

Was die ETF-Fans übersehen
Dabei darf man aber auch nicht ignorieren, dass viele aktive Fonds am Ende sogenannte „Benchmark-Smoother“ sind, die sich aus Angst vor zu großer Abweichung doch sehr dicht am Index orientieren.

Rechnet man diese heraus, wie es Greiff Capital in einer Studie jährlich tut, dann bleiben bei den globalen Aktienfonds immerhin ein Drittel der Manager über ihrem Vergleichsindex. Schaut man dagegen andere Segmente aktiver Fonds an, gibt es viele, bei denen die Mehrheit der wirklich aktiven Fondsmanager ihren Vergleichsindex schlägt.

Laut der Studie sind es bei Aktienfonds in der Eurozone 61 Prozent und bei China-Fonds 60 Prozent der aktiven Fondsmanager, die den Vergleichsindex schlagen. Noch deutlicher fällt das Ergebnis bei Anleihen aus: Hier erreichen in vielen Bereichen über 80 Prozent der aktiven Manager bessere Ergebnisse als ihr Vergleichsindex.

Das Fazit fällt leicht: ETFs sind ein effizientes Anlageinstrument. Der heilige Gral sind sie nicht. Anleger sollten sich selbst genau informieren, worin sie mittels ETFs investieren.