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Die Kurse bleiben uneinheitlich – ein gutes Zeichen

Die Kurse bleiben uneinheitlich – ein gutes Zeichen

KUTZER LIVE: Vita

Gastkommentar von Hermann Kutzer,
dienstältester journalistischer Finanzmarktbeobachter in Deutschland

Kann man die Tagestendenz der Aktienmärkte überhaupt noch ernst nehmen? Doch, schon. Natürlich. Aber die Frage ist durchaus berechtigt angesichts der zeitweise extremen Kurszuckungen und Richtungswechsel innerhalb weniger Stunden. Zu dieser Volatilität, die auch im heutigen Vormittagsverlauf wieder zu beobachten war, kommt mit zunehmendem Gewicht die Tendenzaussage „uneinheitlich“. Denn die Kurse driften auch innerhalb der Branchen und zwischen den einzelnen Unternehmen schon seit einiger Zeit stärker auseinander – in aller Regel abhängig von der aktuellen Nachrichtenlage. Mit anderen Worten: Die Stimmung der Anleger
ist eine Sache, die Beurteilung des einzelnen Unternehmenswerts eine andere.

Wenn neue fundamentale Daten zur geschäftlichen Entwicklung einer Aktiengesellschaft bekannt werden (Aufträge, Umsätze, Gewinne und Prognosen für die Zukunft), dann sollte dies spontan Spuren in Kursen hinterlassen – weitgehend unabhängig vom Geschehen in anderen Segmenten des Aktienmarkts. Genau das erleben wir momentan (und mutmaßlich noch für längere Zeit). Und das ist ein Zeichen für die gute Verfassung eines Markts: Fundamental kursrelevante Einflüsse zeigen sofort Wirkung. Diese kann übrigens schon tags darauf wieder verpuffen.

Dazu gesellt sich eine verstärkende Komponente, die oft erhebliche Wirkung hat: die Überraschung. Verkürzt gibt es drei Möglichkeiten. Entspricht die Unternehmensmeldung genau den Erwartungen der Börsianer (häufig von führenden Nachrichtenagenturen bei Analysten vorab angefragt), dann sollte die Aktie überhaupt nicht stärker reagieren – es sei denn durch andere (allgemeine oder branchenbezogene) Neuigkeiten. Ist die Nachricht deutlich besser als zuvor angenommen, dann regt das die Nachfrage an. Und das Ausmaß des Positiven kann dann steile Kurssprünge nach oben auslösen, wenn die führenden Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt werden. Im umgekehrten Fall gilt genau das Gegenteil, wenn Handel und Anleger mit einer völlig unerwarteten schlechten News konfrontiert werden.

Börse ist einfach, hat einmal ein bekannter Trendfolge-Befürworter in seinem Buch formuliert. Ja. Doch sie kann auch komplex, kompliziert, geradezu grotesk und selbst für Profis unverständlich sein. Bei der Kursbildung spielen u.a. auch noch Gerüchte und Spekulationen sowie die Höhe der jeweiligen Aktienbestände bei den großen Fonds eine Rolle – Einflüsse, die nicht allen zeitgleich bekannt sind. Und dann natürlich der Herdentrieb. Ich benutze gern das Bild einer „Stampede“. Stampedes waren im Westen der USA zur Zeit der großen Rinderherden ein gefürchtetes Phänomen und sind daher auch ein wiederkehrendes Handlungselement in Wildwestromanen und -filmen: Das plötzliche Ausbrechen einer ruhenden Tierherde (erst ein paar Rinder, dann rasch alle).

Insbesondere im Dunkeln, ausgelöst etwa durch Schüsse oder plötzlicheAngriffe von Raubtieren. Dann ist es höchstgefährlich für die Cowboys, die Flucht der in Panik geratenen Tiere aufhalten zu wollen, indem sie winkend und schreiend in die aufgeschreckte Herde hineinreiten (die meisten Tiere wussten gar nicht, warum sie losgerannt sind). Die Herde bleibt nach einiger Zeit ohnedies erschöpft wieder stehen.

Alles in allem mögen Sie sich vielleicht über das Tagesgeschehen ärgern, geschätzte Anleger – wenn die Kurse nicht in Ihre Taktik passen. Doch funktioniert der Aktienmarkt gegenwärtig wirklich gut, denn er honoriert positive Entwicklungen dankbar, während er negative
Enttäuschungen schwer bestrafen kann.