Der erholsame Wirtschaftszweig – Fortsetzung
Viele Ökonomen unterschätzen den Tourismus als Wachstumsmotor in einer Volkswirtschaft. Wachstumsbranchen sind doch eigentlich nur Maschinenbau, der IT-Bereich, der Automobilbau etc.
Tourismus in Zahlen
Die Ökonomen irren. So erzielt z. B. der Krisenstaat Griechenland mit dem Tourismus 19,7 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes und belegt damit einen der ersten Ränge in Europa. Und selbst Deutschland als Industrienation würde ohne die 10,7 Prozent, die Touristen aus dem In- und Ausland zum BIP beitragen, ganz schön alt aussehen. Rund 460 Millionen Übernachtungen von Reisenden aus aller Welt verzeichneten die Hotels und Pensionen im Jahr 2017.
Die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) registrierte im letzten Jahr 1,3 Milliarden Touristen mit mindestens einer Übernachtung im Ausland. Das bedeutet einen Anteil am Welt-BIP von 10,4 Prozent oder rund 8,3 Billionen Dollar. Und auch für die Zukunft rechnet die Branche mit einer weiteren Steigerung.
Gründe für den weltweiten Optimismus
Nicht nur in Deutschland ist ein wachsender Wohlstand festzustellen, sondern weltweit, auch wenn es uns angesichts der Lage vieler Menschen in der Welt, speziell in Afrika, Lateinamerika und Asien nicht so scheint. Aber immer mehr Menschen können und wollen auch in den Urlaub fahren. Das Auto als Statussymbol verliert immer mehr an Bedeutung (wir haben darüber berichtet). Auch ein großes Haus und teurer Schmuck gehören inzwischen nicht unbedingt mehr dazu. Heute möchten die Menschen reisen. Eine Entdeckungsreise in ein fernes Land, fremde Kulturen kennenlernen und einzigartige Erlebnisse sind die neuen Ideale – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in China, Russland, Indien und anderen Ländern, in denen immer mehr Menschen in die Mittelschicht aufsteigen. Allein im vergangenen Jahr haben Chinesen 120 Millionen Auslandsreisen gebucht und dabei 260 Milliarden US-Dollar (lt. UNWTO) ausgegeben. Und auch die Reisedauer nimmt bei den Touristen aus den Schwellenländern zu.
Mit zum Wachstum beigetragen hat der Siegeszug der IT-Generation. Heute muss der Reisewillige nicht mehr erst ein Reisebüro aufsuchen. Auf dem Weg ins Reisebüro käme einer vielleicht doch noch ins Grübeln, hast du nicht noch andere Ausgaben? Heute wird von der heimischen Couch aus, in der Mittagspause oder von sonst wo gebucht. Sehen, kurz überlegen, buchen und bezahlen ist heute das Credo. Beim größten europäischen Reisekonzern TUI erfolgt nach eigenen Angaben jede dritte Reisebuchung auf tui.com mit dem Handy. Auch die Bürokratie wurde entscheidend gesenkt.
Welche Aktien sind für Kleinanleger interessant?
Neben dem schon erwähnten deutschen Touristikunternehmen TUI gehören aus deutscher Sicht z. B. noch die Autovermieter Sixt, die Deutsche Lufthansa und die Fraport AG in den Fokus von Kleinanlegern.
Aber nicht nur die Lufthansa bringt Kleinanleger und Urlauber gleichermaßen in ungeahnte Höhen. Auch Easyjet und Ryanair gehören zu den bekanntesten Mitspielern beim Transport durch die Lüfte. Nicht ganz so bekannt ist Norwegian Air Shuttle, eine Billigairline, deren Flüge bis nach Asien gehen. Und wer am ungebrochenen Reiseboom der Chinesen mitverdienen möchte, ist bei Alibaba mit seinem eigenen Reiseportal alitrip.com zumindest indirekt beteiligt.
Immer weniger Bargeld auf Reisen, das ist bei sicherheitsbewussten Touristen schon lange angekommen. Die drei amerikanischen Platzhirsche American Express, Visa und Master Card für die Bargeldversorgung vor Ort bzw. bargeldloses Bezahlen sind gut aufgestellte Kreditkartenunternehmen, die von Touristen einerseits sehr gern genutzt werden und andererseits auch die Anleger zufriedenstellen.
Da Reisende auch immer eine Unterkunft benötigen, empfiehlt es sich für Anleger, ebenso einen Blick auf börsennotierte Aktien-Hotelketten zu werfen wie z. B. die französische Accor-Kette oder die bekanntere amerikanische Hilton-Gruppe.
Es gibt sicher noch sehr viel mehr Möglichkeiten, am weltweiten Tourismusboom teilzuhaben und die Urlaubskasse mit Dividenden und realisierten Kursgewinnen aufzubessern. Anleger sollten also auch im Urlaub mit offenen Augen für gute Investitionen durch die Welt gehen.
Vor einigen Jahren war ich beispielsweise in Thailand. Ich hatte Traveller Checks, die einmal in der Hausbank und dann im ausländischen Kreditinstitut unterschrieben werden mussten. Für die Einlösung wählte ich die Thai Farmers Bank. Sie machte auf mich einen sehr guten Eindruck, woraufhin ich über die Bank zu recherchieren begann. Letztlich kaufte ich eine kleine Position zu ungefähr 1 Euro. Nach ein paar Jahren verkaufte ich dann die Position der Kasikornbank, wie sie nach der Umbenennung hieß, für rund 4 Euro wieder. Und damit war die Urlaubskasse für den nächsten Urlaub gefüllt. Aktuell steht die Aktie bei über 5 Euro.
Fazit
Der Tourismus ist eine boomende Industrie, die auch Kleinanlegern sehr viele lukrative Möglichkeiten bietet. Wenn Sie in den Urlaub fahren, dann schauen sie als Kleinanleger nebenbei also doch auch einmal auf Anlagemöglichkeiten im Urlaubsland. Kleinanleger sollten sich aber Zeit lassen und erst zu Hause gründlich recherchieren, bevor sie ordern.