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Das bedeuten die hohen US-Schulden für Anleger – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Die USA werden weiter massiv Schulden aufnehmen – egal, wer im November zum neuen Präsidenten beziehungsweise Präsidentin gewählt wird. Wieso das für Gold und Aktien – und gegen den Dollar spricht. Als sich die USA Anfang der Achtzigerjahre unter US-Präsident Ronald Reagan im Wettrüsten mit der Sowjetunion massiv verschuldeten, wurde viel über die möglichen Folgen dieser hohen Staatsdefizite diskutiert. Hinzu kam das immer größer werdende Handelsbilanzdefizit der USA, sodass irgendwann vom Zwillingsdefizit gesprochen wurde. Die USA würden sich in der Welt – damals war Japan der größte Gläubiger – verschulden, um wiederum in der Welt einzukaufen. Viele stellten sich die Frage, wie lange das gut gehen kann. Amerika lebte über seine Verhältnisse.

Der Mensch und die Welt gewöhnen sich an alles

Schaut man heute auf die Handelsbilanz und das Haushaltsdefizit der USA, lässt sich festhalten, dass sich daran nichts geändert hat. Das Zwillingsdefizit besteht noch heute, nur dass beides noch einmal enorm gewachsen ist. Diskutiert wird darüber heute nur selten. Denn bis heute sind die Befürchtungen, dass es zu einem Finanzkollaps kommen könnte und die USA am Ende kein Geld mehr geliehen bekämen, nicht eingetroffen.

Während in Europa, wenn es um Italien oder auch zuletzt Frankreich geht, das Thema Staatsverschuldung immer wieder eine Rolle spielt, tut man bei den USA fast so, als könnten sie sich unendlich verschulden – ohne irgendwelche Konsequenzen.

Es ist wie an der Börse: Wenn die Kurse über einen langen Zeitraum immer nur steigen, kann man sich schwer vorstellen, dass sie auch noch einmal wieder fallen und umgekehrt. Und wenn ein solches Haushaltsdefizit wie in den USA bis heute keinerlei Auswirkungen hatte, fehlt die Fantasie, zu glauben, dass dies in Zukunft anders sein würde.

In Europa haben wir während der Eurokrise ja durchaus aufgrund von zu hoher Staatsverschuldung seitens Griechenlands negative Auswirkungen zu spüren bekommen: in Form von rasant steigenden Zinsen für Griechenland und die Peripherieländer der Eurozone. Die USA hatten bisher aber noch nie Schwierigkeiten wegen ihres hohen Staatsdefizits. 

Bei Schulden gilt nicht: Viel hilft viel

Nun bin ich der Letzte, der grundsätzlich gegen Staatsschulden wettert. Unzählige Kolumnen habe ich hier gegen die Schuldenbremse und die schwarze Null geschrieben. Staatsschulden können, wenn sie richtig eingesetzt werden, äußerst sinnvoll sein. Aber hier gilt nicht der Satz: Viel hilft viel.

Irgendwann ist Verschuldung ungesund. Die USA investieren momentan massiv in ihre Zukunft mit dem Inflation Reduction Act, weiteren Investitionen in die Infrastruktur des Landes und dem Chips Act. Das ist im Zeitalter der Transformation und Disruption grundsätzlich sinnvoll Aber eine Neuverschuldung von jährlich fünf bis zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts wie momentan, kann irgendwann doch gefährlich werden. Man kann es eben auch übertreiben.

Zudem sind es nicht allein Investitionen, sondern auch Steuersenkungen, die dem Staat Einnahmeausfälle gebracht haben. Sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen, will er die Unternehmenssteuern weiter senken. Aber auch hier gilt nicht der Satz: Viel hilft viel. Wenn dem so wäre, könnte man die Unternehmenssteuern ja gleich auf null senken. 

Höhere Inflation wird und muss die Folge sein

Welche Folgen kann nun das übermäßige Schuldenmachen der USA haben? Dass es bald zu Ende geht, ist fast ausgeschlossen. Auch, wenn wir eine Präsidentin Kamala Harris bekommen sollten. Dass die USA sich nicht mehr werden finanzieren können, halte ich für ausgeschlossen.

Auch dass sie dies nur zu irgendwann sehr hohen Zinsen tun können, glaube ich nicht. Hier greift im Zweifel die US-Notenbank ein. Sie kann in unbegrenztem Umfang Staatsanleihen aufkaufen und so auch den langfristigen Zins nicht über ein gewisses Niveau steigen lassen. In Japan wird das doch alles schon seit Jahren praktiziert.

Höhere Inflationsraten werden sich aber irgendwann wahrscheinlich nicht mehr verhindern lassen. Allein schon deswegen, weil sie notwendig sind, um die Schuldenberge mittels Geldentwertung wieder loszuwerden. Das spricht langfristig weiterhin für Sachwerte wie Aktien, aber durchaus auch Gold. Die Zeit, in der es plötzlich wieder Zinsen gab und sogar positive Realzinsen, wird mit den nun wieder deutlich gesunkenen Inflationsraten wegen der hohen Verschuldung in der Welt nur eine kurze Episode gewesen sein.

Eine weitere Folge dürfte das deutlich stärkere Schuldenmachen der USA aber langfristig noch haben. Der Dollar wird fallen, Weltwährung hin oder her. Denn haben die USA aufgrund der höheren Verschuldung und damit auch Geldmengenausweitung auch eine höhere Inflation, sinkt die Kaufkraftparität des Dollar, sozusagen der innere Wert einer Währung, dem sie langfristig immer folgt.