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Bayer – Vom Aspirin zur Giftpille im Depot

Bayer – Vom Aspirin zur Giftpille im Depot

Ob es eine so gute Idee von Bayer war, den US-amerikanischen Monsanto-Konzern zu übernehmen, werden erst die hoffentlich sprudelnden Gewinne in den kommenden Jahre zeigen.

Vielleicht gibt es aber auch ähnlich wie bei der fast schon vergessenen deutsch-amerikanischen „Hochzeit im Himmel“ eine teure Scheidung – wir erinnern uns noch mit Schrecken an die Übernahme, die Folgen und das Ende der Beziehung der beiden Autokonzerne Daimler und Chrysler.

Warum wollte unbedingt Bayer Monsanto übernehmen?

„Bayer wird der alleinige Eigentümer der Monsanto Company“, teilte das Unternehmen am 13.8.2018 mit. Der Kaufpreis liege derzeit bei 63 Milliarden Dollar, umgerechnet also bei 50 Milliarden Euro. Es ist die bisher größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Bereits seit 2016 kämpfte Bayer um die Übernahme des amerikanischen Düngemittelkonzerns.

Da Bayer und Monsanto fast rund um den Erdball Geschäfte tätigen, mussten Genehmigungen der Kartellwächter der EU, der USA und in rund 30 Ländern eingeholt werden. Strenge Auflagen für Bayer waren die Folge, sodass am Ende nicht nur der Kaufpreis höher ausfiel als ursprünglich geplant. Auch was die zu veräußernden Konzernteile angeht, ist Bayer ursprünglich von weniger kartellrechtlichen Auflagen ausgegangen.

Bayer wird mit Monsanto zusammen zur weltweiten Nummer eins im Agrarchemie-Geschäft. Bereits für 2019 würde durch Monsanto ein positiver Beitrag zum Ergebnis geleistet werden, so der Leverkusener Konzern. Nach der vollständigen Integration von Monsanto sollen die Amerikaner ab 2022 jährlich 1,2 Milliarden Euro zum Gewinn der Leverkusener beisteuern – soweit die mittelfristigen Planungen der Bayer AG.

Und jetzt das dicke Ende???

Die Manager von Bayer wussten von vornherein, dass Monsanto eine profitable Geldmaschine ist. Mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, gentechnisch verändertem Saatgut und anderen Pflanzenschutzmitteln verdiente und verdient Monsanto prächtig. Der jährliche Renditeausweis hat dabei jedoch wahrscheinlich den Blick auf die Probleme verstellt. Mit dem Monsanto-Kauf übernehmen die Leverkusener nämlich auch hohe Schulden und Risiken. Monsanto werden überdies ruppige Geschäftsmethoden vorgeworfen. Zudem steht der Konzern für sein Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das Sammelkläger und einige Studien für krebserregend halten, weltweit in der Kritik. Da hilft auch nicht, dass der Name Monsanto gestrichen wurde.

Obwohl immer wieder auf die Risiken der Übernahme hingewiesen wurde, überraschte es die Anleger dann doch, wie sich ihr einst sicher geglaubtes sogenanntes „Witwen-und-Waisen-Papier“ mit vergleichsweise stabiler Wertentwicklung und verlässlichen Dividendenzahlungen in den letzten Tagen entwickelte.

Das Urteil eines US-Geschworenengerichtes, das einem an Krebs erkrankten Hausmeister erstinstanzlich Recht gab und Bayer als Rechtsnachfolger von Monsanto mit Zahlungen in Höhe von 289 Millionen US-Dollar wegen Glyphosat belastete, wirkte wie ein Paukenschlag. Nicht das einzelne Urteil an sich, das durchaus noch um ein paar Millionen in den folgenden Instanzen reduziert werden kann, war der Auslöser für den Absturz der Aktien, sondern dass insgesamt allein in den Vereinigten Staaten über 5000 Klagen im Zusammenhang mit Glyphosat anhängig sind. Bereits für Oktober ist der nächste Gerichtstermin angesetzt. Das Urteil dürfte sich hier im Rahmen des ersten Urteils bewegen.

Und über die nächste Schreckensnachricht berichten die Medien auch schon: Glyphosat-Rückstände in Getreidemischungen und Müsliriegeln, die von renommierten Lebensmittelherstellern wie der Kellogg Company vertrieben werden, sorgen dafür, dass das Müsli am Morgen nicht mehr ganz so gesund erscheint.

Überdies wird dem von Monsanto entwickelten Unkrautvernichtungsmittel Dicamba vorgeworfen, dass das Mittel auch Nutzpflanzen vernichtet habe, die nicht durch gentechnische Veränderungen von Monsanto immunisiert wurden. Auch wenn die Vorwürfe vom Konzern zurückgewiesen wurden, wollen die beiden größten US-amerikanischen Saatguthändler Beck’s Hybrids und Stine Seed laut Nachrichtenagentur Reuters aber durchsetzen, dass Dicamba in der Landwirtschaft nicht mehr eingesetzt werden darf. Das wird zu deutlichen Umsatzeinbußen beim Hersteller führen, weil das gentechnisch veränderte Saatgut von Monsanto auf Dicamba abgestimmt ist.

Alles zusammengenommen (zu teure Übernahme, die Kartellauflagen zum Verkauf von profitablen Unternehmensteilen, das Gerichtsurteil, die Sammelklagen etc.) führte dazu, dass die Bayer-Aktie wie ein Stein von einem lichten Jahreshoch von 118 Euro auf den tiefsten Stand von 76 Euro fiel.

Fazit

Der Niedersächsische Aktienclub  hält die Bayer-Aktie noch in seinem Aktienfonds. Bayer wird sich jedoch spätestens bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am 5.7.2018 zu den Perspektiven äußern müssen. Auch zu den Rückstellungen für die Folgen der anhängigen Sammelklagen und zu den Auswirkungen auf die Höhe der Dividendenzahlungen erwarten die Anleger eine Antwort. Denn das Management kann nicht immer davon ausgehen, dass es mit stillschweigenden Zahlungen an die Opfer wie im Lipobay-Skandal 2001 davonkommen wird, zumal wir nicht wissen, welche Überraschungen in den Labors von Monsanto noch so schlummern.

Fakt ist, dass der sture Blick nur auf die Größe und die Bilanzen bei Übernahmen den Blick für die realen Probleme trübt.