Kostentransparenz für Provisionen und Co.
MIFID II zielt an erster Stelle auf die Provisionen in der Finanzbranche ab. Genauer: Auf die versteckten Kosten für Researchleistungen, die bei Fonds anfallen. Ihre Verwalter fragen bei Analysten nach, welche Erwartungen sie an den Markt haben und treffen auf dieser Basis ihre Entscheidungen. Bisher waren die Anlagetipps meistens kostenlos. Vielmehr fluteten morgens zahlreiche Mails von Analysten die E-Mail-Postfächer der Fondsmanager. Dem Europäischen Parlament war das ein Dorn im Auge. Denn wie sollte der Privatanleger, der am Ende ebenjene Fondsanteile kaufte, erkennen, ob der Fondsmanager gut arbeitet? Wie könnte ausgeschlossen werden, dass sie hohe Provisionen von Analysten und Brokern bekommen und deshalb besonders häufig Umschichtungen im Portfolio vornehmen?Nach MIFID II werden die Kosten im gesamten Investmentprozess inklusive aller Provisionen offengelegt. Kostenlose Analystenempfehlungen werden nun kostenpflichtig. Das trennt den Kauf von der Analystenempfehlung und soll dem Kunden ein transparenteres und besseres Produkt liefern.
Ob das auch so eintrifft, wollte das CFA Institut genauer wissen und befragte mehr als 700 Fondsgesellschaften. Das Ergebnis: Die großen Vermögensverwalter planen, die neuen Researchkosten selbst zu tragen. Die kleinen, mit einem verwalteten Vermögen von weniger als einer Milliarde US-Dollar, werden die Kosten voraussichtlich auf ihre Kunden abwälzen. Dabei ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Viele Institute konnten sich bis kurz vor dem Start von MIFID II noch nicht darauf festlegen, wie sie die Kosten verteilen werden. Für Sie als Anleger könnte das bedeuten, dass Sie zwar bei großen Fonds von höheren Kosten verschont bleiben. Wenn Sie jedoch auch die Vorzüge spezialisierter, exklusiverer Gesellschaften nutzen möchten, werden Sie zukünftig wahrscheinlich noch mehr Geld für deren Service in die Hand nehmen müssen.
Veränderung für den außerbörslichen Handel
MIFID II regelt nicht nur die Provisionsströme zwischen Analysten und Fondsmanagern. Der zweite große Schritt in Richtung mehr Transparenz zielt auf den grauen Kapitalmarkt ab. Der außerbörsliche Handel ist für sehr große Handelsmengen wichtig um heftige Schwankungen an den Börsen zu vermeiden. Hier finden Käufer und Verkäufer ohne eine Börse zusammen und können einen Preis vereinbaren, der sich am Börsenpreis orientiert. Mit MIFID II werden diese Möglichkeiten stark beschränkt. Die Nutzer des außerbörslichen Handels haben zwar noch eine Schonfrist, doch wenn diese um ist, wird es spannend: Danach müssen Händler von großen Volumen ihr Geschäft ankündigen, wie an der Börse üblich. Das gibt Spekulanten und vollautomatischen Systemen genug Zeit, gegen diesen Deal zu wetten. Der Kurs rauscht in den Keller und der ursprünglich angepeilte Preis ist dann nicht mehr zu erzielen. Wie die Beteiligten damit umgehen werden und ob die Regeln hier nochmals angepasst werden, zeigen die nächsten Monate.
Für ein Mehr an Transparenz müssen auch die Personen sorgen, die hinter dem Finanzmarkt stehen. In Zukunft müssen sich alle, die geschäftlich mit Wertpapieren handeln, bei jeder einzelnen Transaktion legitimieren. Jede einzelne Order kann dann über den Broker, den Händler, den Fondsverwalter und den Anlageberater zurückverfolgt werden.
MIFID II verpflichtet alle Broker außerdem dazu, jede einzelne eingehende Order mit einem Zeitstempel zu markieren. Es soll jederzeit nachvollziehbar sein, wann der Kauf oder Verkauf beauftragt wurde, von wem und zu welchem Kurs.