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Homo oeconomicus

Homo oeconomicus und die Aktien

Es ist eine Idee, die nicht nur für Anleger interessant klingt: Der Mensch trifft seine finanziellen Entscheidungen nicht allein aufgrund von egoistischen und rationalen Motiven. Er ist vielmehr ein soziales Wesen, das sich bei Fragen nach Geld und Wohlstand von Emotionen leiten lässt. Der Homo Oeconomicus gehört nach Einschätzung von Wissenschaftlern schon lange der Vergangenheit an. Beim Kauf und Verkauf von Aktien könnte die Kombination von rationalem und emotionalem Vorgehen ungeahnte Vorteile bringen.

Der Homo Oeconomicus ist Geschichte

Bis vor wenigen Jahren war die Ökonomie vorrangig von einer These geprägt. Der Mensch trifft seine wirtschaftlichen und finanziellen Entscheidungen ausschließlich aus rationalen Gründen. Er will seinen Wohlstand vermehren, er will Vermögen aufbauen, und er will mit wenig Aufwand viel Geld verdienen. Bei seinem gesamten Handeln will er ausschließlich seinen Nutzen maximieren. Damit das gelingt, handelt er egoistisch und rational. Grundlage seiner Entscheidungen sind kontextunabhängige Präferenzen. Das heißt, wer sich einmal für die Aktie eines bestimmten Unternehmens entscheidet, bleibt dabei, selbst wenn sich die äußeren Umstände ändern. Die moderne Wissenschaft geht davon aus, dass das Bild des Homo Oeconomicus heute veraltet und nicht mehr zutreffend ist. Es ist vereinfacht und spiegelt das Entscheidungsverhalten des Menschen nicht in seiner ganzen Komplexität wider.

Ein neues Menschenbild als Mainstream

Egoistische Motive machen einen Teil im menschlichen Entscheidungsprozess aus. Hinzu kommen aber auch emotionale und soziale Aspekte. Das heißt, der Mensch definiert sich über Bindung und Zugehörigkeit und ist dadurch zu sehr widersprüchlichem Verhalten in der Lage. Er denkt komplex, er ist wandelbar, und er hat unterschiedliche Präferenzen, die sich je nach Situation ändern können. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, das ein scheinbar rational denkender und handelnder Investmentbanker mit dem Geld anderer Menschen spekulieren kann und gleichzeitig ein liebevoller Vater sein kann. Diese tiefe Komplexität und Widersprüchlichkeit ist im menschlichen Denken und Handeln tief verankert. Es ist kein Charakterzug, der sich nur bei einzelnen Menschen beobachten lässt, sondern vielmehr so etwas wie der neue Mainstream. Nicht erst die Finanz- und Bankenkrise aus den Jahren 2008 und 2009 hat gezeigt, wohin ausschließlich nutzenorientiertes Verhalten führen kann. Gezielt und bewusst eingesetzt, spielt der komplexe Entscheidungsprozess beim Handel mit Aktien eine große Rolle.

So beeinflussen Emotionen den Aktienkauf

Unterstellt man beim Handel mit Aktien ein rein rationales und nutzengetriebenes Verhalten, dürften Anleger ihre Entscheidungen anhand von harten Fakten treffen. Zu diesen Fakten gehören zum Beispiel die Höhe der Dividende, die Dividendenrendite, die Kontinuität der Dividendenzahlung und auch die Gewinne. Hat ein Unternehmen in der Vergangenheit durch konstant gute Zahlen überzeugt, bleibt der Investor bei der gekauften Aktie und hat keinen Grund zu wechseln.

Geht man von einem komplexen und von Emotionen beeinflussten Entscheidungsprozess aus, ist von einem anderen Verhalten auszugehen. Ein Anleger wird sich dann unter Umständen nicht für die Aktie eines Unternehmens entscheiden, das für die Ausbeutung von Mitarbeitern im Ausland bekannt ist. Er lehnt das Wertpapier einer Aktiengesellschaft ab, die sich der Produktion von Palmöl oder nachwachsenden Rohstoffen unter Anwendung von umweltschädliche Produktionsmethoden verschrieben hat. Vielleicht investiert er nicht in eine Firma, die Tierversuche zur Überprüfung der Wirksamkeit von entwickelten Medikamenten durchführt. Möglicherweise entgeht dem Anleger dadurch eine satte Dividendenzahlung. In jedem Fall dürfte er sich aber besser fühlen, wenn er seine Entscheidung unter Berücksichtigung von rationalen und emotionalen Aspekten trifft. Dieses Gefühl, nachhaltig und sozialverträglich zu investieren und dadurch Vermögen aufzubauen, ist mit materiellen Werten kaum zu ersetzen.

Folgt die große Mehrzahl der Anleger diesem rational-emotionalen Entscheidungsprozess, könnte die Nachfrage nach Wertpapieren von ethisch, moralisch oder sozial zweifelhaften Firmen im großen Stil sinken. Das hätte eine unmittelbare Auswirkung auf den Aktienkurs, der dadurch fallen könnte und dauerhaft auf einem deutlich niedrigeren Niveau bleiben könnte.