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Einige Gedanken zur  deutschen Aktienkultur

Einige Gedanken zur  deutschen Aktienkultur

Die irrationale Welt des Sparens in Deutschland.

Die Deutschen sind ein fleißiges Volk vom Sparern, dass ist in der Finanzwelt unbestritten. Speziell die ältere Generation vermeidet es auf Kredit zu kaufen und spart lieber erst konservativ das Geld für eine Anschaffung zusammen. Auch die jüngere Generation wird zum Sparen animiert, Privatvorsorge für das Alter heißt hier das Zauberwort. Egal, ob ein eigenes Heim am Ende steht oder aber eine zusätzliche private Altersvorsorge, es wird gespart und das auch noch von staatlicher Seite gefördert über „Riester“ und „Rürup“. Aber sparen die Deutschen richtig? Nein, ist die Antwort der Fachleute aus der Finanzbranche. Es fehlt eine in Deutschland eine Aktienkultur, nur warum?

5 Billionen in Zinsanlagen – Was für eine Verschwendung!!!

Ungefähr 5.000 Mrd. Euro schlummern auf Sparbüchern, Festgeldern, Rentenpapieren und ähnlichen Anlagen, die seit der Nullzinspolitik der EZB keine nennenswerte Verzinsung mehr aufweisen und sogar teilweise schon mit einem Minuszins versehen oder nur noch kurz davon entfernt sind.

Dagegen steht nun aber auch eine langsam anziehende offizielle Inflationsrate zwischen einem und zwei Prozent, die die Spareinlagen noch geringer ausfallen lässt. Allerdings ist es nur die offizielle Inflationsrate, die vom statistischen Bundesamt in Wiesbaden nach Vorgaben der Politik ermittelt wurde. Andere Berechnungsweisen beziehen auch die Preisentwicklung für Aktien, Immobilien, Betriebsvermöge und Sammelgüter in die Preisentwicklung der normalen Waren und Dienstleistungen mit ein und kommen, wie z.B. das renommierte Kölner Floßbach von Storch Research Institute, auf eine jährliche Inflationsrate von 7 % und das schon seit dem Jahr 2012.

Warum bleiben aber die meisten Bundesbürger den Aktien fern?

Es ist ja nicht so, dass sich keiner für Aktien interessiert. 42 Prozent der Bundesbürger finden nach einer Umfrage des AXA-Konzerns, das Thema Börse und Aktien sehr interessant und nur 14 Prozent denken es ist unseriöse Angelegenheit mit Aktienanlagen Geld zu verdienen.

Dabei spielen natürlich die Erfahrungen der Pleiten am Neuen Markt oder jüngst die Pleite von Air Berlin eine Rolle oder die Älteren erinnern sich noch vage an den Zusammenbruch des Bankhauses Herstatt oder die Skandale um die Neue Heimat. Wieder andere sehen die internationalen Finanzkrisen, die die Märkte und damit Aktien und andere Wertpapiere weltweit crashen ließen, als Grund an, besser nicht an die Börse zu gehen. Betrachten wir also die Statistik: Seit dem Jahr 1967 gab es keinen einzigen 20-Jahres-Zeitraum – egal, von welchem Startpunkt aus –, in dem ein Investment in den Dax letztlich im Minus endete. In einem worst- case- Szenario hätte ein Anleger eine Rendite von 2,7 Prozent mit dem Dax pro Jahr erwirtschaftet, im best- case- Szenario 16,6 Prozent jährlich. Klar ist aber auch je länger der Anlagehorizont gewählt wird, desto unwahrscheinlicher ist die Annahme, dass ein Anleger Verluste einfährt. Denn die bei einer langen Zeitdauer der Anlage, egal ob bei deutschen oder internationalen Aktien, gleicht auch zwischenzeitliche, durch Krisen verursachte, heftige Einbrüche wieder aus. Natürlich muss der Anleger seine Wertpapiere im Blick haben und stets die Ursache des Einbruches hinterfragen, denn eine Pleitefirma wird sich auch nach einer Krise nicht erholen.

Aber wir sehen an den Zahlen, dass im schlimmsten Fall statistisch gesehen mit 2,7 Prozent immer noch eine Rendite beim Dax herausgekommen wäre, die so manches Zinsangebot von Tages- oder Festgeld der letzten Jahre geschlagen hätte.

Natürlich sind die Deutschen, was Aktienanlagen betrifft, sehr scheu. Viele haben sich auch schon einmal die Finger verbrannt. Manche denken nach wie vor, dass Aktien und Fonds nur etwas für vermögende Anlege ist, dabei kann ein Neueinsteiger mit einem Sparplan jeden Monat mit einer kleinen Summe beginnen. Manche Banken bieten Sparpläne schon ab 50 Euro an. Aktien auszuwählen, zu kaufen und zu verkaufen, bedeutet aber auch Arbeit. Einem Bankberater kann der Kunde nicht immer vertrauen, denn Berater sind provisionsgetrieben und werden stets das verkaufen, was ihnen die höchste Provision einbringt und nicht das, was der Anleger wirklich braucht. Diese Provisionszahlungen haben eine erfolgreiche Aktienkultur in Deutschland erheblich verhindert. Vielleicht kommen wir irgendwann einmal dazu in Deutschland, die vor Jahren vereinzelt beginnende Honorarberatung flächendeckend anzubieten. Auch ist umfangreiches Wissen über Anlagen mit Wertpapieren in Deutschland nicht vorhanden. Hier muss schon mehr in den Schulen angesetzt werden, denn die nachfolgenden Generationen werden dieses Wissen bei dem stetigen Absinken des gesetzlichen Rentenniveaus für den Aufbau ihrer Altersvorsorge immer stärker benötigen. Das betrifft Haupt- und Regelschulen genauso wie Gymnasien, aber auch Volkshochschulen für die älteren Semester.

Auch die Public- Relation- Abteilungen der an den Börsen notierten Unternehmen könnten manchmal mehr tun, als nur die gesetzlich vorgeschriebenen Geschäftsberichte im Internet zu veröffentlichen, denn die lesen die meisten auch noch so interessierten Anleger nicht sehr intensiv. Hier sollten neue Formen der Kommunikation gefunden werden, z.B. kurze und aussagekräftige Online- Auftritte, die das Wesentliche aus den seitenlangen trockenen Geschäftsberichten zusammenfassen, wären eine Alternative für Neueinsteiger und auch für erfahrenen Anleger.

Interessierte Anleger haben die Möglichkeit sich in Aktienclubs zusammen zu schließen und gemeinsame Anlagen zu diskutieren und die diese dann auch praktisch gemeinsam zu realisieren. Leider gibt es davon in Deutschland viel zu wenige, speziell in kleineren und mittleren Städten. Aber es lohnt sich für alle Beteiligten darüber nachdenken, wie die Aktienkultur in Deutschland verbessert werden kann.